Zwischen 2017 und 2022 war die Autorin Sarah Rinderer (*1994) einige Zeit auf Island im Nordwesten der Halbinselspitze in Seltjarnarnes, woher sie die Idee zur flugschrift Nr. #45 mitgebracht hat, die mit neuen Auffaltungs- oder Entfaltungs-möglichkeiten aufwartet. „Sektorenfeuer“, so Sarah Rinderer, bezeichnen in der Seefahrt Leuchtfeuer, die Licht mit unerschiedlichen (Farb)Kennungen ausstrahlen, um freien Seeraum zwischen „Untiefen“ zu markieren. Aber auch der „Dunkelsektor“ spielt dabei eine Rolle, von dem aus nämlich das Feuer des Leuchtturms nicht zu sehen ist. Also: Das Meer der (Be)Deutung mit seinen Strömungen, Wellen, Aufsichten und Ansichten oder Anrufungen, Träumen (Formen) wird von den hier „gezündeten“ Leuchtfeuern markiert, um Reisegefährt:innen auf Möglichkeiten und Gefahren hinzuweisen.
Dazu die Autorin:
„In nach den Farbsektoren des Grótta-Leuchtturms gegliederten lyrischen Fragmenten, leuchte ich die Landschaft an der Spitze der Halbinsel Seltjarnarnes aus – früher eine Mühle, heute ein beliebter, touristischer Aussichtspunkt für Nordlichter. Versuche, eine (unterbrochene) Verbindung zu mir selbst, einem Du, zu dem Land mit seiner Geschichte und Sprache, zu einer namensverwandten Erzählung aus der Edda (wieder)herzustellen.“
Es geht also um das zu Sehende und um das nicht zu Sehende und um Verbindungen dazwischen (?), um Linien, auch um isländische Sprachpartikel, die sich hineinmengen in dieses Meer aus Gedicht-Sein, und damit wird zugleich immer auch unser Verstehen und Wahrnehmen und das Interesse daran thematisiert. „wie wenig ich von hier aus / weiß“ könnte man zum Beispiel lesen … oder auch: „pass auf dich auf / schwefeldampf“
Sarah Rinderer, geboren 1994 in Bregenz, lebt und arbeitet als Schriftstellerin und Künstlerin in Wien. Studierte Bildende Kunst – Experimentelle Gestaltung und Angewandte Kunst- und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Beschäftigt sich literarisch-künstlerisch in Prosa und konzeptbasierten Arbeiten, Lyrik und Künstler:innenpublikationen mit Sprache, ihren Leerstellen, Weiß- und Zwischenräumen. Veröffentlicht in Literaturzeitschriften und Anthologien. Zuletzt ausgezeichnet mit Stipendien für Auslandsateliers, u. a. in Barcelona, Island und Athen, sowie 2021 mit dem 2. Preis beim FM4 Wortlaut und dem 1. Preis beim Feldkircher Lyrikpreis.
Für weitere Informationen zur Autorin www.sarahrinderer.at