Die neue flugschrift der in Halle und Berlin lebenden Sprach-Künstlerin Gerhild Ebel, deren Arbeiten den Raum von Kunst, Sprache und Wissenschaften durchmessen – Installationen, Künstlerbücher, Grafiken, Performances, Objekte, experimentelle Literatur – thematisiert als Teil der Arbeit poesis 3.1. „eine Visualisierung des Zustandes in einem Zeitalter, in dem immer neue Informationen in ein hochkonzentriertes, bereits stark verdichtetes Sprachfeld gesandt werden und so eine Rezeption des Inhaltes nicht dauerhaft möglich ist“. Ein tagebuchartiges Überschreiben jeweils kürzlich rezipierter visueller Ereignisse mit aktuellen Geschehnissen findet fortlaufend statt, so die Künstlerin weiter, und: „Die handgeschriebenen Texte enthalten aktuelle Tagesereignisse aus allen Bereichen, die v. a. politischer Natur sind, sowie eigene Reflektionen.“
Man wähnt sich zugleich an vergangene Epochen erinnert: handgeschriebene Notationen, auf den ersten Blick kaum lesbar, erscheinen gerade so, als suchten sie unseren Kontakt, um Bedeutung zu erlangen – obwohl sie womöglich gar nicht entzifferbar sind, weil die dafür nötigen Applikationen untauglich oder unzugänglich (geworden) sind. In jedem Fall Skizzen des Mensch-Seins – Andeutungen, Spuren – im Fluss der Zeichen und ihrer Bedeutungen…
Gerhild Ebel, 1965 in Halle (Saale) geboren. Studium der Phytopathologie an der Martin-Luther-Universität in Halle (Diplom 1990). Konzeptionelle Arbeiten im Grenzgebiet von Kunst, Sprache und Wissenschaft – Installationen, Künstlerbücher, Grafiken, Performances, Objekte, experimentelle Literatur. Hrsg. der Künstlerzeitschrift miniature obscure gemeinsam mit C. Ahnert 1991–2007, Hrsg. der originalgrafischen Editionen quartett 2008–2015 und memory 2019–2021. Seit 2015 Hrsg. der Enzylopädie für Literatur und Kunst art_ lex. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Ausstellungen, Kunstpreise und Stipendien. Arbeiten in internationalen Museen und Sammlungen (u.a. MOMA New York, Centre Pompidou Paris). Lebt in Halle und Berlin. www.gerhild-ebel.de |