Die neue flugschrift von August Walla (1936–2001) ist eine Art Postkarte, die dessen künstlerische Vielfalt anreißt. Zusammengestellt von Johann Feilacher, dem Gründer und ehemaligen Leiter des museum gugging, der dieses „Forum für internationale Kunst der Vergangenheit und Gegenwart unabhängig von Kategorisierungen“ gründete und 16 Jahre lang leitete.
Es gibt jetzt keinen besonderen Anlass, um August Walla zu publizieren, vielleicht nur die irgendwann aufgeschnappte Idee, sich der brachialen Elementar-Poesie-Energie des Schreibers und Zeichners beizeiten zu vergegenwärtigen, sie im Bewusstsein beizeiten – also jetzt aufzurufen.
Und, nein: WALLA zu publizieren ist nicht, wie eine neue Beatles-Nummer zu veröffentlichen. Oder doch?
Anyway.
Dieses „WALLA-Bewusstsein“ als kreatives mythisch-magisches Hochdruckgebiet, das uns, auf die flugschrift begrenzt, entgegentritt, hat für mich Züge eines Déjà-vu, weil es an die Anfänge unserer Einübung in die gesellschaftlichen Zeichenweltenerinnert und an die Energie, die in diesem quasi (ur)anfänglichen Riechen-Schmecken-Sehen-Bezeichnen-Unterscheiden abgeht, dieser ungerichteten Offenheit, die uns als erst zu formende Subjekte (Personen) umgibt. Unser Bewusstsein später kann als spezifische (individuelle) Einschränkung/Vereinbarung auf eine Form des Zusammenlebens gesehen werden, die jedoch ständig nach Erweiterung strebt oder aber – im Angst-Modus – auf die einmal getätigte u erkannte (in der Hoffnung, sie zu besitzen) kulturelle Vereinbarung pocht oder gar noch weiter zurück will.
Es ist eine Energie, die direkt nach Ausdruck drängt, uns gewissermaßen in die Augen und in den Kopf springt! Natürlich können das auch im System ausgebildete System-Erreger und -Erregerinnen. Und natürlich, möchte ich hinzufügen, gibt es eine allgemein ausgebildete und allseits anerkannte Rezeptions- und Reflexionsfläche auf dem Feld der Kunst als Teil der Gesellschaft, die das weiß und darüber diskutiert, und alles, was ausgestellt wird, und hier wird also das Walla-Bewusstsein(pars pro toto) ausgestellt, erscheint uns auch in einem besonderen Licht, das als eine Art mitschwingende Deutungs-Grundlage (Kontext) des Gesehenen oder Gelesenen etc. zu verstehen ist…
Im System Kunst & Kultur leben die darin ausgebildeten und also vereinbarten Verhaltensmuster neben den diese vereinbarten Verhaltensmuster überschreitenden friedlich zusammen und feindlich gegeneinander. „Outsider“ wären Menschen, die eine so genannte „realistische“ Einschätzung (Erzählung) ihrer Fähigkeiten und ihrer sozialen Verhaltensmuster auf dem Feld der Kunst und somit als Teil der Gesamt-Gesellschaft nicht leisten können oder wollen (?). Was nicht meint, dass sie ihr entkommen könnten!
August Walla, 1936–2001, war wohl der weltweit vielseitigste autodidaktische Künstler im Bereich der Art brut. Seine Werke sind in Museen und bedeutenden Privatsammlungen in Europa und den USA vertreten. Er lebte in Klosterneuburg Stadt und Maria Gugging.
Für weitere Informationen zum Autor www.museumgugging.at |